Diese Frage mag auf den ersten Blick etwas herzlos und ungewohnt erscheinen, doch sie ist verständlich. Denn nicht immer sind Geschwisterkinder glücklich darüber, wenn ein neues Familienmitglied geboren wird. Besonders ältere Geschwister haben oft das Gefühl, dass sie weniger Aufmerksamkeit und Zuneigung von ihren Eltern bekommen, wenn das neue Baby da ist. Dies ist natürlich nicht immer der Fall, in diesem Artikel möchte allerdings genau darauf eingehen, wie es für das ältere Kind sein kann, wenn ein Baby in die Familie kommt, in diesem Artikel eine kleine Schwester.

Der neue Alltag mit Baby

Das große Geschwisterkind versteht nicht immer, dass das Baby viel mehr Pflege und Zeit benötigt, um zu wachsen und zu gedeihen. Auch, dass es sehr wichtig für das Neugeborene ist, die Mutter zu spüren, den Herzschlag zu hören und von ihrer Milch zu trinken, ist etwas Neues und Seltsames. Auch für die Eltern ist es schwer, sich an die neue Dynamik anzupassen und beiden Kindern gerecht zu werden. Mama muss sich jetzt um das Baby und das ältere Kind kümmern und das kann anstrengend sein.

„Mein neues Baby kann noch gar nicht laufen. Und nicht sitzen. Und spielen auch nicht. Es kann nur weinen und schlafen. Dauernd ist es bei Mama. Bei meiner Mama. Und Mama findet es „so süß“ obwohl es noch nichts kann. Ich kann schon viel mehr!“

Es ist verständlich, dass das ältere Kind seine Mama vermisst. Früher hat sie ganz viel mit ihm gespielt und ist mit ihm rausgegangen. Doch jetzt scheint sie dauernd mit der kleinen Schwester beschäftigt zu sein und das kann frustrierend sein. Das Baby kann schließlich noch nicht im Sand spielen oder schaukeln und doch nimmt Mama die Kleine auf den Spielplatz mit, anstatt die Zeit nur mit dem älteren Kind zu verbringen.

„Mama und ich haben das immer gerne gemacht und auch noch die Sandsachen mitgenommen- das war toll. Doch jetzt ist sie irgendwie müde und gar nicht mehr so lustig. Und statt der Sandsachen nimmt sie meine Schwester mit. Die kann doch noch gar nicht im Sand spielen oder Schaukeln oder Rutschen. Die kann doch zuhause bleiben. Wieso nimmt Mama sie mit?“

Auch abends beim Vorlesen ist es anders. Früher hat Mama immer mit dem älteren Kind gekuschelt und die Geschichten vorgelesen. Aber jetzt läuft sie mit dem Baby im Arm im Zimmer hin- und her. Das kann für das ältere Kind frustrierend sein, denn es möchte einfach nur kuscheln und die Bilder im Buch anschauen.

„Abends beim Vorlesen kann sich Mama nicht mehr jeden Abend dazu kuscheln, sondern sie läuft mit dem Baby im Arm im Zimmer hin und her. Das ist doch doof, wieso liegt sie nicht mit mir im Bett? Und beim Vorlesen stört meine kleine Schwester auch, sie weint ja nur oder schläft. Dazu muss Mama sie doch auch nicht mitnehmen. Ich höre zu und ich schaue die Bilder an. Und ich möchte mit meiner Mama kuscheln.“

Bevor das Neugeborene zuhause war, hat die Familie zusammen am Tisch gesessen und gegessen. Dabei haben sie sich von ihrem Tag erzählt, was so passiert ist, wer was getan hat und sich dabei gegenseitig gerne zugehört. Jetzt sitzen Papa und das große Kind oft alleine am Tisch, während Mama sich um das Baby kümmert. Sie muss es wickeln oder tragen, weil es weint oder sie stillt die Kleine und ist dabei meistens auf dem Sofa, weil es für sie dort bequemer ist.

„Immer haben wir alle zusammen gegessen. Jetzt nicht mehr. Das Baby kann noch gar nicht essen! Es trinkt nur und das von meiner Mama! Das schmeckt doch nicht, unser richtiges Essen ist viel besser. Und Mama hört gar nicht mehr, was ich sage. Ich sitze nur noch mit meinem Papa am Tisch und Mama ist im Wohnzimmer, da hört sie uns gar nicht.“

Und irgendwann kommt dann der Satz: „Mama, können wir meine kleine Schwester wieder zurückgeben?“

Was Eltern machen können

Zeit nehmen:

Eltern dürfen jetzt darauf achten, sich genug Zeit zu nehmen, um mit ihrem älteren Kind zu spielen und zu reden. Das Baby ist ein Teil der Familie, doch das ältere Kind sollte spüren, dass es genauso geliebt wird wie auch vor der Zeit mit dem kleinen Geschwisterkind. Es freut sich über eine Umarmung, ein Küsschen, ein liebevolles Streicheln, ein Lob wenn es etwas gut gemacht hat. Auch das Zuschauen bei den bekannten Rufen: „Mama, guck mal!“ ist wichtig und Eltern sollten dann bewusst dem älteren Kind zuschauen.
Auch bewusste Zeiten nur für das ältere Kind sind sehr wichtig. Wenn das Baby schläft, ist es gut, wenn Eltern etwas nur mit dem älteren Kind machen. Zu zweit. Die Wäsche wartet 😉 Setzt euch zusammen hin und schaut euch ein Buch an oder macht ein Puzzle. Hier geht es nicht um die Dauer, sondern um die Qualität der gemeinsamen Zeit. Es ist wichtig, dass dein Kind merkt: jetzt ist die Aufmerksamkeit ausschließlich bei ihm.

Reden:

Das ältere Geschwisterkind möchte verstehen, was passiert. Von Natur aus ist es neugierig. Sprecht mit eurem großen Kind, erklärt ihm, wie sich ein Neugeborenes entwickelt und was es braucht. Dabei kann es sein, dass euer Kind bestimmte Fragen öfter stellt, dann beantwortet ihr sie genauso oft. So weiß euer Kind, dass ihr es ernst nehmt und es euch wichtig ist, dass das große Kind versteht, was das kleine braucht.

Integrieren:

Natürlich verändert sich der Alltag, wenn ein Baby ins Haus kommt und auch die Aufgaben sind nun andere. Dabei kann das große Kind ja wunderbar helfen: die Kleidung aussuchen und teilweise dem Baby anziehen, es kann das Geschwisterchen mit einem Waschlappen vorsichtig waschen, den Kinderwagen schieben, an den Schnuller denken und anfangen, mit dem Baby zu spielen, indem es das kleine Geschwisterkind streichelt und kitzelt, ihm von seinem Tag erzählt, ihm aus einem Buch „vorlesen“, ein Bild malen oder gemeinsam Hand- und Fußabdrücke machen. Versuche so oft es geht, das große Geschwisterkind in die Aufgaben und Tätigkeiten mit dem Geschwisterchen zu integrieren. So sind alle zusammen, die Bindung wird gestärkt und euer älteres Kind spürt eine große Wertschätzung.

„Das Baby gehört zu mir! Es ist meine kleine Schwester. Sie kann noch fast nichts und ich zeige ihr aaaalles! Denn ich bin schon groß und helfe meiner Mama. Bald ist sie größer und dann spielen wir zusammen, das zeige ich ihr dann, wie das geht.“