Eltern kennen das Problem nur allzu gut: Das Kinderzimmer gleicht einem Schlachtfeld. Überall liegen Spielzeug, Bücher, Kleidung und Bastelmaterialien herum. Es herrscht ein wildes Durcheinander, das manchmal einfach unerträglich erscheint. Aber ist das wirklich so schlimm? Oder könnte es sogar sein, dass das Chaos im Kinderzimmer einen positiven Einfluss auf die Entwicklung des Kindes hat?

Nur ein Genie überblickt das Chaos?

Es gibt den bekannten Spruch „Nur ein Genie beherrscht das Chaos“. Und tatsächlich haben einige der größten Genies der Welt ein sehr unordentliches Umfeld gehabt. Albert Einstein beispielsweise soll ein chaotisches Arbeitszimmer gehabt haben, in dem sich Papiere, Bücher und andere Gegenstände stapelten. Auch Steve Jobs war bekannt dafür, dass er seine Arbeitsumgebung bewusst unordentlich gehalten hat, um seine Kreativität zu fördern.

Ist dein Kind also ein Genie in seinem völlig chaotischen Kinderzimmer? Vielleicht. Natürlich muss das nicht zwangsläufig der Fall sein. Aber es zeigt zumindest, dass Chaos nicht immer etwas Schlechtes sein muss. Kinder brauchen verschiedene Dinge um sie zu begreifen, sie zu erfahren und ausprobieren zu können. Kinder lernen und entwickeln sich durch Erfahrungen. Um Erfahrungen zu sammeln, brauchen sie verschiedene Dinge um sich herum. Sie benötigen Spielzeug, Bücher, Bastelmaterialien und vieles mehr. Und all diese Dinge müssen und sollen sie ausprobieren und entdecken können, um ihre Welt zu verstehen.

Aufräumen ist langweilig und stört tatsächlich manchmal das geordnete Chaos. Kinder lieben es zu spielen und zu entdecken. Und sie hassen es oft, danach aufzuräumen. Aufräumen ist für sie langweilig und stört das geordnete Chaos, das sie um sich herum aufgebaut haben. Für Eltern ist das manchmal schwer zu verstehen, doch es ist wichtig, dass Kinder die Freiheit haben, ihr eigenes kleines Reich zu gestalten und zu beherrschen. Sie sollen kreativ sein und ihre Fantasie ausleben. Kinder sind von Natur aus kreativ. Sie haben eine blühende Fantasie und eine grenzenlose Neugier. Diese Kreativität und Fantasie sollten wir als Eltern fördern und unterstützen, statt sie durch zu viel Ordnung und Struktur einzuschränken. Das bedeutet natürlich nicht, dass wir das Kinderzimmer vollkommen im Chaos versinken lassen sollten. Ein gewisses Maß an Unordnung ist durchaus akzeptabel. Eltern haben oft den Wunsch, dass ihre Kinder ordentlich und aufgeräumt sind. Das ist verständlich, denn Ordnung und Struktur können das Leben erleichtern. Aber wir sollten nicht vergessen, dass Kinder ihre eigene Welt und ihre eigenen Regeln haben. Wenn wir als Eltern versuchen, ihnen unsere Vorstellungen von Ordnung und Struktur aufzuzwingen, können wir ihre Kreativität und Fantasie einschränken.

Aufräumen verstehen

Das Verstehen wir als Eltern nicht immer, doch es ist etwas, das wir lernen dürfen. Und mal ganz ehrlich, erinnerst du daran, wie es bei dir als Kind war? Wie hast du dich gefühlt, wenn deine Eltern zu dir gesagt haben: „Wie sieht es denn hier aus?! Räum bitte jetzt auf, was für ein Chaos!“ – und du hattest den ganzen Nachmittag so wunderbar gespielt, deine Welten aufgebaut: aus dem Stuhl wurde ein Berg mit See, der Teppich war das wilde Meer, das Regal ein nobles Hotel, deine Kuscheltiere lebten mit den Legofiguren und Autos zusammen. Stundenlang hattest du dich beschäftigt, warst in deiner Welt und alles war so schön. Bis zum Aufräumen. Als ob deine Eltern dein Spiel nicht schätzten oder verstanden.

Du kannst beides verbinden: verstehe das Spiel deines Kindes und habe Verständnis für das angebliche „Chaos“ und erkläre deinem Kind trotzdem, dass es aufräumen darf. Vorher kann dir dein Kind ja erzählen, was es gespielt hat und dich in seine Spielwelt mitnehmen – auf einmal kannst du die Ordnung im Chaos erkennen und bist ein Teil des Spiels deines Kindes. Danach darf dein Kind die Sachen und Figuren wieder an ihren Platz bringen, gib ihm dafür bitte genügend Zeit. Daraus könnt ihr ein neues Spiel machen: „Alle gehen jetzt nach Haus zum Essen“ oder „Jetzt ist Schlafenszeit, wer schläft heute wo?“ Und die Sachen, die jetzt übrig bleiben kommen einfach in die Spielzeugkiste 😉